Category: Programme - Tags: , - 2014.10.13

Garten als Erlebnisraum

13. Oktober 2014 - 18. Oktober 2014

Symposium mit Exkursionen

zum Parco dei Mostri von Bomarzo und dem geometrischen Garten von Vignanello, dem manieristischen Garten der Villa Lante, dem meisterhaft komponierten Garten der Villa Farnese und zum künstlerischen Tarotgarten von Niki de Saint-Phalle

Cerere im Heiligen Wald von Bomarzo
Cerere im Heiligen Wald von Bomarzo

Gärten sind Ideal- oder Wunschbilder der Welt. Sie sind Erlebnisräume, in denen der Wandel der gesellschaftlichen Verhältnisse und der Weltbilder ihren Niederschlag gefunden haben. Mit der Entdeckung Amerikas und der Kopernikanischen Revolution wurde die Welt, was bislang nur Gott gewesen war: unendlich. Das Gigantenmaul, der schiefe Turm und die Monster im Heiligen Wald von Bomarzo zeugen Mitte des 16. Jahrhunderts von der Erfahrung jenes Schreckens, den die Idee eines unendlichen Raums ausgelöst hat. Der Schrecken wird in diesem geheimnisvollen Waldgarten in einen ästhetischen Wert verwandelt und zu einem Gegenstand angenehmen Schauers.

Die Dramaturgie der Blickführung in den Gärten der Spätrenaissance schafft abrupte Wechsel der Sinneseindrücke und optische Überraschungen, die den Besuchern ein Wechselbad der Empfindungen bescheren. Wie die Maler sollen die Gartenarchitekten die Einbildungskraft stimulieren. Der Manierismus entdeckte die Eigengesetzlichkeit und Eigenwilligkeit der Natur. Das Zitat der rohen, ungestalten Natur, der ‚Monster‘ und des Schreckens der Weite wurde zum mentalen Training einer Wiederherstellung des seelischen Gleichgewichts. Mit ihrem Tarotgarten, der sich auf Bomarzo bezieht, schuf Niki de Saint Phalle schliesslich einen Garten der Freude, einen ‚paradiesischen Raum‘ der Begegnung zwischen Mensch und Natur.

Niki de Saint Phalle, Parco dei Tarocchi
Niki de Saint Phalle, Parco dei Tarocchi
  • Leitung: Dr. Eckhart Gillen, Kunsthistoriker und Ausstellungskurator, Berlin
  • Lesungen: Barbara Stanek, Schauspielerin, Volterra / Berlin
  • ***

    Im Garten der Villa Le Guadalupe
    Im Garten der Villa Le Guadalupe
    Schlafende Nymphe in Bomarzo
    Schlafende Nymphe in Bomarzo
    Bomarzo Ogni pensiero vola - Jeder Gedanke fliegt
    Bomarzo Ogni pensiero vola – Jeder Gedanke fliegt
    Garten des Castello Ruspoli in Vignanello
    Garten des Castello Ruspoli in Vignanello
    Villa Lante in Bagnaia, See mit Steinbooten
    Villa Lante in Bagnaia, See mit Steinbooten
    Anlage der Villa Farnese in Caprarola
    Anlage der Villa Farnese in Caprarola
    Im giardino segreto der Villa Farnese
    Im giardino segreto der Villa Farnese
    Erster Blick auf den Parco dei Tarocchi
    Erster Blick auf den Parco dei Tarocchi
    Brunnen mit Nanas im Parco dei Tarocchi
    Brunnen mit Nanas im Parco dei Tarocchi
    Eckhart Gillen im Parco dei Tarocchi
    Eckhart Gillen im Parco dei Tarocchi

    Unterkunft

    Villa Le Guadalupe
    Drei Gästezimmer stehen im alten Trakt der Villa Le Guadalupe, der ehemaligen casa contadina, zur Verfügung. Das zweistöckige Haus hat einen Salotto, eine große Küche und ein Bad. Ein separater Eingang geht in den Südgarten mit Blick über das weite Val di Cecina. Wi-Fi reicht bis in den Garten.

    Hotel Sole
    Das Hotel Sole liegt am Südhang von Volterra, ca. 1500 Meter von der Villa Le Guadalupe entfernt. Es ist einfach, zeichnet sich aber vor allem durch die Liebenswürdigkeit des Besitzers, Francesco, und das reichhaltige, wunderbare Frühstück aus. Dies liegt daran, dass es mit der besten Konditorei Volterras, der Pasticceria Migliorini, „verwandt“ ist.
    http://hotelsolevolterra.com

    Gegen Aufpreis:

    Hotel Residence Villa Rioddi
    http://hotelvillarioddi.it

    Park Hotel Le Fonti
    http://www.hotellefonti.com

    Hotel San Lino
    http://hotelsanlino.com

    Programm

    Montag, 13. Oktober
    Anreise
    15:00 Eckhart Gillen:
    Zur Kunst der Gärten in Italien
    16:30 Barbara Stanek:
    Lesung im Garten der Villa Le Guadalupe
    Abendessen

    Exkursion

    Dienstag, 14. Oktober

    Bomarzo

    Ihr, die ihr irrend durch die Welt zieht, begierig, große und erstaunliche Wunderdinge zu sehen, kommt hierher, wo alles von Liebe spricht und von Kunst…

    Bomarzo, der Heilige Wald, ist tief in die Natur gebettet. In der geheimnisvollen Welt des Grafen Vicino Orsini (1523-1585) verbinden sich Gestalten der griechischen Mythologie mit historischen und literarischen Motiven der Renaissance zu ebenso monströsen wie faszinierenden Skulpturen.

    Vignanello
    Der Garten des Castello Ruspoli von Vignanello zählt zu den elegantesten Gartenanlagen Italiens. Das Castello liegt auf dem Gelände eines von den Benediktinern 853 errichteten Felsen-klosters. Ihre heutige Form gewann die Anlage durch Ottavia Orsini, der Tochter des Schöpfers von Bomarzo: geometrisch ausgewogener Gegenentwurf zur Wildheit des Waldes.

    Abendessen und Übernachtung in Viterbo,
    Residence “Il Paradosso”

    Mittwoch, 15. Oktober

    Viterbo
    Rundgang durch das mittelalterliche Zentrum des von den Etruskern gegründeten Viterbo, der „Stadt der Päpste“, mit Führung durch den Papstpalast. 1268 fand dort nach dem Tod Cle-mens IV. an 1005 Tagen das längste Konklave der Geschichte statt.

    Villa Lante in Bagnaia

    Der Garten erzählt die Geschichte der Wiederentdeckung des verlorenen Paradieses. Am Fuße eines großen Hügels wird die ferne Vergangenheit repräsentiert, in der sich die Menschen im Naturzustand befanden. Über drei Terrassen, gesäumt von Wasserspielen und Kaskaden, steigt der Garten empor und schliesst im Goldenen Zeitalter des Kardinals Raffaele Riario (1460 -1521), der dies gartenarchitektonische Universum anlegen ließ.

    Mittagessen, Weiterfahrt nach Caprarola

    Villa Farnese

    1558 beauftragte Kardinal Alessandro Farnese den damals wohl begehrtesten Baumeister Giacomo Barozzi da Vignola, ein erst kurz zuvor von Antonio da Sangallo entworfenes und begonne-nes Kastell zu einem prachtvollen Repräsentationsbau zu erweitern. Es entstand eine der ungewöhnlichsten Villen im Latium, nicht nur wegen des pentagonalen Palazzo, sondern ebenso wegen seiner Gartenanlagen und seines zauberhaften “giardino segreto”.

    Abendessen und übernachtung in Viterbo,
    Residence “Il Paradosso”

    Donnerstag, 16. Oktober

    Giardino dei Tarocchi

    Niki de Saint Phalle verwirklichte mit dem Tarotgarten ihren Lebenstraum: Sie schuf einen Dialog zwischen Skulptur und Natur, einen Ort zum Träumen, einen Garten der Phantasie und der Magie. 1979 begann die Künstlerin mit der Arbeit an ihrem Lebenswerk, das die 22 Karten der “großen Arkana” des Tarot in phantastischen, monumentalen und zum Teil bewohnbaren Figuren in einem Park verkörpert. Bis zu ihrem Tod 2002 lebte sie hier als „Hohepriesterin“ ihrer „ersten architektonischen Liebe“.

    Rückfahrt nach Volterra
    Abendessen in der Villa Le Guadalupe

    ***

    Freitag, 17. Oktober

    Villa Le Guadalupe
    Gespräche über die Gärten, Musik, Lektüre und Vertiefung des Erlebten
    Mittagessen
    Rundgang durch Volterra mit Besuch des Etruskischen Museums und der Pinacoteca
    Abendessen

    Samstag, 18. Oktober

    Gemeinsames Frühstück
    Abreise

    ***

    Eckhart Gillen
    geboren 1947 in Karlsruhe, studierte von 1966 bis 1972 Kunstgeschichte, Germanistik und Soziologie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Ab Mitte der siebziger Jahre begann er seine aktive Beschäftigung mit der Kunst und kuratierte Ausstellungen zur Kunst des 20. Jahrhunderts. Darunter: „Zwischen Revolutionskunst und Sozialistischem Realismus. Kunstdebatten in der Sowjetunion von 1917-1934“ (1979), „Kunstdokumentation SBZ /DDR 1945 − 1990“ (1996 in Köln), „Deutschlandbilder – Kunst aus einem geteilten Land“ (1997 / 1998 im Berliner Martin-Gropius-Bau), “Wahnzimmer Deutschland “ (2002 in Leipzig), „Das Kunstkombinat DDR. Zäsuren einer gescheiterten Kunstpolitik“ (2005 in Köln) und „Kunst und Kalter Krieg. Deutsche Positionen 1945–1989“ im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg und Deutschen Historischen Museum Berlin (2009), die durch den Internationalen Kunstkritikerverband AICA zur besten thematischen Museumsschau des Jahres 2009 gewählt wurde.

    info@villa-le-guadalupe.com