Category: Programme - Tags: Exkursion, Symposium - 2019.10.02
OKTOGON
02. Oktober 2019 - 08. Oktober 2016
Symposium mit Exkursion nach Florenz
Leitung: Wolfgang Storch
Das erste Oktogon wurde um 100 v. Chr. in der Mitte Athens errichtet. Weithin sichtbar waren auf jeder seiner Seiten Sonnenuhren angebracht und die Götter der acht Hauptwinde im Relief dargestellt. Auf den jeweils herrschenden Gott wies ein Triton vom Dach aus. So erfüllte das Oktogon für die Stadt die Funktion einer Standuhr und zeigte zugleich die unberechenbaren Winde an, von denen Schifffahrt und Handel abhängig sind. Innen war unter einem gewölbten Sternenhimmel – dies die Schlussfolgerung einer vor kurzem abgeschlossenen Untersuchung – das erste Planetarium installiert, das den Umlauf der Sonne, des Mondes und der Planeten vorführte.
„Wie die leuchtenden Körper am Himmel zur Gliederung und Einteilung der Zeit dienen, so müssen auch die menschliche Gesellschaft und alle wirklich zusammengehörigen Dinge organisch gegliedert sein“, lehrt das chinesische „Buch der Wandlungen“ mit dem 13. Hexagramm. In die Disposition eines Oktogons ordnet es Elemente der Natur und versieht jedes mit einem Trigramm, zusammengesetzt aus drei jeweils durchgezogenen oder unterbrochenen Strichen. In der Mitte des Oktogons treiben die Kräfte Yin und Yang die Elemente zur Paarung, wodurch sich 64 Hexagramme zusammenfügen. Das 13., zusammengesetzt aus „Kiën, das Schöpferische, der Himmel“ oben und unten „Li, das Haftende, die Flamme“ bedeutet: „Nicht Sonderzwecke des Ichs, sondern Menschheitsziele bringen dauernde Gemeinschaft unter Menschen hervor; darum heißt es: Gemeinschaft der Menschen im Freien hat Gelingen.“
Ein Oktogon entsteht, wenn sich aus einem Kubus ein zweiter herausdreht und im Scheitelpunkt innehält. Die Verbindungen zwischen den so entstandenen acht Spitzen fangen die aufbrechende Strahlkraft eines Sterns in einem Prisma auf. Dieser Prozess korrespondiert mit Gesetzen, die das Wachstum bestimmen. Der oktogonale Bau wendet sich jeder Richtung gleichmäßig zu. Er nimmt auf, was ihn umgibt. Er lädt zum Eintreten ein. Innen öffnen sich die acht Wände auf die Mitte als Ort des Gegenübers. Über ihm stellt die schützende Kuppel eine Verbindung mit dem Kosmos her. Sowohl in der Horizontalen als auch in der Vertikalen ist das Oktogon als ein transitorischer Raum erfahrbar, der zugleich in sich ruht. Der Baukörper braucht keine gliedernde Fassade. Er wird durch die ihm eingeschriebenen Bewegungen geprägt. Er lebt von innen heraus.
Das Oktogon hat Europas Baugeschichte und dann auch die der islamischen Welt geprägt. Es bestimmte im Laufe der Zeit die Stupas und Pagoden der buddhistischen Welt.
Wie das Oktogon im Durchgang durch die Jahrhunderte entstanden ist, wie es begriffen und eingesetzt wurde, soll in den fünf Tagen des Symposions verfolgt werden.
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Programm
Sonntag, 2. Oktober
Anreise
20.00 Abendessen
Montag 3. Oktoberr
10.00
Die Bestimmung der Mitte der Welt, der Stadt, des Reiches
Der Leuchtturm von Alexandria – der Turm der Winde in Athen – die Domus Aurea in Rom
12.00
Funktionen im sozialen Leben
Leuchtturm und Minarett, Thermen und Markt
13.00 Mittagessen
15.30
Der achtgliedrige Pfad von Buddha. Stupa und Pagode
Sarnath, Dhamek Stupa – Dambulla, Sri Lanka, Höhle der großen Könige – Horyu-ji bei Nara, Japan, Yume dono – Provinz Shanxi, Fogong-Tempel, Holzpagode Shijia
17.00
Die Auferstehung Christi am achten Tag. Baptisterium, Martyrion und Kreuzkirche
Baptisterien im Weströmischen Reich: Mailand – Rom – Ravenna
Martyrien im Oströmischen Reich: Qalʿat Simʿan – Hierapolis – Byzanz
Kreuzkirchen in Armenien und Georgien: Odzun, Armenien, Kathoghike – Mzcheta, Georgien, Dschwari-Kirche – Yeghvard, Armenien, Surb Zoravar
20.00 Abendessen
Dienstag, 4. Oktober
10.00
Moschee, Grabmoschee und Mausoleum
Damaskus, Umayyaden-Moschee – Cordoba, Mezquita – Samarra, Mausoleum Qubbat aş-Şulaibīya – Bagdad, Zumurrud Khatun – Multan, Grab von Shah Rukn-e-Alam – Agra, Taj Mahal
12.00
Die Bestimmung der Mitte im Gegenüber
Split, Mausoleum von Diokletian – Ravenna, San Vitale – Jerusalem, der Felsendom
13.00 Mittagessen
15.30
Aachen, Pfalzkapelle – Apulien, Castel del Monte – Moskau, Basilius-Kathedrale
17.00
Besichtigung des Baptisteriums von Volterra
19.30 Abendessen
Mittwoch, 5. Oktober
9.00
Vorbereitung der Exkursion nach Florenz
Die Neubestimmung der Stadt Florenz aus dem Geist und der Schönheit des Baptisteriums, Aufbruch und Ende der Renaissance
10.00
Exkursion nach Florenz
Battistero – Duomo, Santa Maria del Fiore – Santa Maria degli Angeli (Mausoleo) – Santo Spirito, Sagrestia – Uffizi, La Tribuna – San Lorenzo, Cappella dei Principi
20.30 Abendessen
Donnerstag, 6. Oktober
11.00
Florenz und Rom
Pläne und Bauten von Brunelleschi, Bramante, Michelangelo und Leonardo da Vinci
12.00
Protestantische Kirchen
Carlsfeld, Erzgebirge, Trinitatiskirche – Dresden, Frauenkirche – Erzgebirge, Bergkirche Seiffen – Rügen, Vitter Kapelle
13.00 Mittagessen
15.30
Orthodoxe Kirchen
Ulucz, Polen, Auferstehungskirche – Insel Kishi im Onega-See, Karelien, Christi-Verklärungs-Kirche, Glockenturm, Mariä-Schutz-Kirche – Irkutsk, Sibirien, Gotteserscheinungskathedrale
17.30
Garten und Oktogon
Kassel, Wilhelmshöhe, Herkules – London, Chiswick House – Franken, Eremitage Sanspareil
18.30
Oktogonhaus in Nordamerika
Hogan, Arizona – Washington D.C., The Octagon – Lynchburg, Virginia, Popular Forest – Fishkill, New York, Fowler House
20.00 Abendessen
Freitag, 7. Oktober
10.00
Beispiele nach 1945
Berlin, Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche – Hamadan, Iran, Mausoleum Baba Tahir – Houston, Texas, Rotho Chapel – Dacca, Bangladesh, National Assembly Hall
12.30
Morton Feldman, „Rothko Chapel“
13:00 Mittagessen
Nachmittag zur freien Verfuegung
20.00 Abendessen
Samstag, 8. Oktober
Abreise
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Weitere Informationen und Anmeldung direkt unter info@villa-le-guadalupe.com