Category: News - 2011.05.29
Im Bild versinken Giuseppe Zigaina und Pier Paolo Pasolini
Ein Besuch bei dem italienischen Maler und Dichter Giuseppe Zigaina, der im Friuli verwurzelt ist: an der Lagune von Grado, dort wo Italien schon slawisch wird. Hier hat auch Pier Paolo Pasolini gelebt, bevor er nach Rom fliehen musste.
Pasolini, der unermüdliche Provokateur. Beide, Zigaina und Pasolini, Grenzüberschreiter, jeder auf seine Art, verbunden in tiefer Freundschaft. Pasolinis gewaltsamer Tod trieb Zigaina, die Zeichen zu dechiffrieren, mit denen Pasolini sein Todesprojekt verschlüsselt hat. Um Pasolinis gewaltsamen Tod ranken sich Mythen. Zigaina hat für sich das alchimistische Rätsel gelöst.
Ursendung am 29. Mai 2011
Regie: Giuseppe Maio
Übersetzung aus dem Italienischen: Klaudia Ruschkowski u. a.
O-Ton: Giuseppe Zigaina, Pier Paolo Pasolini
Mit: Felix von Manteuffel, Markus Meyer Tobias Dutschke, Bettina Kurth u.a.
Produktion: Deutschlandradio Kultur 2011
Reihe: Kunststücke
Länge: ca. 89″
Die Jury der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste benennt zum Hörspiel des Monats Mai 2011:
IM BILD VERSINKEN – Giuseppe Zigaina und Pier Paolo Pasolini
Klaudia Ruschkowski und Giuseppe Maio haben den 84-jährigen Maler und Dichter Giuseppe Zigaina in seinem Haus in Cervignano im Friaul, der nordöstlichsten Region Italiens besucht, um mit ihm über seine Freundschaft zu Pier Paolo Pasolini zu sprechen. Den Schlüssel zu dieser Verbindung finden die Autoren in der Landschaft, in der sowohl Zigaina als auch Pasolini aufgewachsen sind und wo Zigaina bis heute lebt. Leitmotivisch beginnt das Hörstück mit einem Ausschnitt aus Pasolinis „La Divina Mimesis“, einer Nachdichtung der ersten Verse aus Dantes „Inferno“ aus der „Göttlichen Komödie“. Dieser Text verweist subtil auf die eigentliche Sensation dieses Hörstücks, das sich auf Spurensuche in dieser, wie Pasolini sie nannte, „ontologischen“ Männer- und Künstlerfreundschaft begibt und dabei auf einen intellektuellen Krimi stößt: Zigaina hat nach dem Tod Pasolinis nicht nur 22 Bücher über den Freund und dessen Werk geschrieben, sondern entschlüsselt die bis heute rätselhaften Umstände der Ermordung Pasolinis als organisierten Selbstmord.
In einer vielschichtigen Montage aus Gesprächs-O-Tönen, Ausschnitten aus literarischen Texten, historischen Dokumenten, historischen Schallplattenaufnahmen von friaulischen Volksliedern und weiterer Musik entsteht eine poetisch dichte Gedankenlandschaft, die zugleich Künstlerporträt und Zeitdokument ist und den Zuhörer unmittelbar in den Bann zieht. Dabei sind es insbesondere der Klang und die Wärme von Zigainas Stimme, die Musikalität seines Italienisch’ und die authentische Atmosphäre der Gesprächsaufzeichnung in Zigainas Haus und Garten, die dem Hörerlebnis eine ganz eigene Intimität und Sinnlichkeit verleihen.